Freitag, 29. Juni 2012

29.06.2012 Inverness - nach Hause

Peter




Freitag 29.06.2012 Inverness - nach Hause

Heute war der Abschied von Schottland gekommen. Trotz reichlichem Frühstück und einer sehr netten Unterhaltung mit meiner Vermieterin kam bei mir keine Freudenstimmung auf. Mit dem Bus fuhr ich dann zum Flughafen. Schnell waren die Formalitäten mit dem hinterlegten Ticket erledigt und mein Gepäck aufgegeben. Pünktlich um 12:30 Uhr hob dann die Maschine ab. In Amsterdam Shiphol angekommen musste ich erst einmal zum Weiterflug in das entgegengesetzte Terminal, was beim viertgrößten Flughafen Europas kein kurzer Weg ist. Nach zwei Kontrollen landete ich dann in der richtigen Abflughalle.
Eigentlich wollte ich ja während meines sechs Stündigen Aufenthaltes die Stadt ansehen, aber ein kleines Problem machte mir einen Strich durch die Rechnung. Plötzlich färbte sich mein Hemd rot. Wie aus dem Nichts bekam ich plötzlich Nasenbluten. Also begab ich mich zum Medizinischen Dienst um meine Nase tamponieren zu lassen. Fehlanzeige….. Mir wurden lediglich zwei kleine Mullkompressen zum Rollen angeboten. Da nahm ich doch lieber wieder Taschentücher her. Es dauerte sehr lange bis die Blutung zum Stillstand kam. Aber so verging die Wartezeit ja auch. 

Aber auch hier  ließ mich die Vespa nicht los. In einem Shop stand dann eine schöne 50iger als Dekoration mitten in den Baileys Flaschen.

Der Flug nach München verlief dann komplikationslos, so dass mich Elvira um 22:00 Uhr in Empfang nehmen konnte.




Fazit:

4145 Km in 119 Stunden Fahrtzeit inkl. Besichtigungen, Tank- und Fotopausen
1413 Km Haar – London; 1295 Km mit Ines London – Edinburgh; 1437 Km Edinburgh - Reay
Verbrauch:  174,95 Liter = Durchschnitt 4,22 L/100Km
Kosten: Benzin 291,12 €; Unterkunft 688,79 €; Fähren 128,29 €;  Gesamt 1108,20 € = 61,57 €/Tag

Trotz Unfall möchte ich keinen Meter und keine Minute der Fahrt vermissen.

Alleine zu fahren macht nicht so viel Spaß, schöner ist es zusammen mit lieben Menschen.
Im dritten Teil der Strecke fehlten mir am Abend die gemütlichen Gespräche im Pub, das Erlebte noch einmal Revue passieren lassen, Pläne für den nächsten Tag schmieden und der gemeinsame Tagesabschlusswhisky. Ines habe ich schon sehr vermisst. 

Die Sehnsucht nach Schottland ist größer geworden, ich war wohl doch in einem meiner früheren Leben ein Schotte. Die Landschaft, die Menschen, die Stimmungen sind einfach unbeschreiblich. Ob im grünen Süden oder im rauen, kargen Norden, ich habe mich überall sehr heimisch gefühlt.
Diese Reise hat sich in meinem Herzen festgebrannt.


  Schottland, ich komme wieder  




Zum krönenden Abschluß:     Schöne Tage in Hamburg




Donnerstag, 28. Juni 2012

28.06.2012 Inverness

Peter



Donnerstag 28.06.2012 Inverness

Mein erster Weg nach einem ausgiebigen Frühstück führte mich in die Klinik in Inverness. Gott sei Dank stellte sich meine Verletzung am rechten Knie doch nur als Prellung heraus. Das Personal und besonders mein untersuchender Arzt waren überaus freundlich und kompetent. Von der Anmeldung weg bis zum Verlassen der Klinik fühlte ich mich bestens versorgt. Ausgestattet mit Verbandsmaterial durfte ich nicht einmal etwas bezahlen. Das nennt man Service.
Mittags traf ich dann am Busbahnhof meine Freunde aus Ottendichl, Sandra und Stephen, die im Rahmen ihres Urlaubes aus Edinbugh mit dem Bus auf der Durchreise nach Dramnadrochit am Loch Ness hier ankamen. Es tat so gut von Freunden im Arm gehalten und getröstet zu werden. Leider hatten wir nur eine halbe Stunde Zeit zum Ratschen. 

Dann kam der erwartete Anruf meiner Versicherung. Mein Flug nach Hause war für den nächsten Tag direkt von Inverness über Amsterdam nach München gebucht. Sofort setzte ich mich in den nächsten Bus nach Dramnadrochit, der Heimat von Nessie dem „Monster“  vom Loch Ness, um noch einige Zeit mit meinen Freunden verbringen zu können. Als ich dort ankam und aus dem Bus stieg kamen mir Sandra und Stephen auf der Straße entgegen. Was war das für ein Hallo, denn sie wussten ja nicht dass ich komme. Gemeinsam machten wir uns dann auf den Weg ins Benleva-Hotel wo sich ein toller Pub befindet. Bei Haggis und Red Cuillins, Unterhaltung und nebenbei Fußball im Fernseher verflog leider die Zeit viel zu schnell, da mein letzter Bus zurück nach Inverness schon um 21:45 Uhr abfuhr.
 



In Inverness machte ich noch einen kleinen Streifzug durch die Stadt und blieb im The Gellions, einem der ältesten Pubs der Stadt, hängen. Nicht nur wegen der Life Musik, sondern auch weil es hier das gute Cuillins Bier von der Insel Skye gab. So ließ ich den Abend auch noch mit einer kleinen Unterhaltung mit dem Sänger von der Bühne ausklingen.



Mittwoch, 27. Juni 2012

27.06.2012 Unapool - Wick

Peter


KM 40801: Mittwoch 27.06.2012 08:00 Uhr Unapool – Wick

Trübes Wetter, noch gute Stimmung nach einem hervorragenden Frühstück und einem wunderbaren Sonnenaufgang um 04:00 Uhr morgens. Leichter Nieselregen bei der Abfahrt, also Regenklamotten angezogen. Immer wieder der Wechsel zwischen Trocken und Feucht, aber das hatte der Wetterbericht am Abend schon im Fernsehen vorausgesagt. Daher war ich auch darauf eingestellt. Trotzdem war es einfach ungemütlich. Besonders wenn man in die Richtung blickt, in die man fährt, und nur noch dunkle Wolken oder Grau in Grau sieht. Aber ich wollte das ja so.

Bald erreichte ich auf einem Abstecher das Fischerdorf Kinlochbervie. Bedingt durch die gute Beschaffenheit der Straßenverbindung ist hier ein Hauptumschlagplatz für fangfrischen Seefisch auf Thermo-LKW, die dann ganz Europa beliefern. Ich konnte mir allerdings nicht vorstellen, wie über diese Straßen ein Sattelschlepper durchkommt. Teilweise eine Single-Road, teilweise sehr eng kurvig, die Trucker müssen schon echte Fahrkünstler sein.





Auf der Weiterfahrt wollte ich mir eigentlich in der Nähe in Durness die Höhle Smoo Cave ansehen, aber in Anbetracht des Wetters hatte ich dazu jetzt keine Lust. Der Anblick von Buchten mit riesigen Sandstränden, die sich die ganze Nordküste durchziehen, würde auf alle Fälle bei schönem Wetter zum Baden locken. Allerdings dürften auch bei Sonnenschein die Wassertemperaturen nicht so ganz dazu geeignet sein.  


Auf der Fahrt zum nächsten Ziel fand ich dann nahe der Straße eine Stelle an der Torf, vermutlich für eine Distillerie, gestochen wurde. Das musste ich mir, Gott sei Dank bei momentan trockener Witterung, ansehen. Die Höhe der sichtbaren Torfschicht war etwa 1,5 Meter und das auf einer Länge von etwa 30 Metern. Eine richtig tiefschwarze Erde vermutlich schon einige Millionen Jahre alt. Man betrachtet das Ganze mit einer gewissen Erfurcht.




Der Himmel vor mir ließ nichts Gutes erwarten. Jetzt kam der Regen gewaltig auf mich herab. Es gab auch keine Dächer oder Wälder zum Unterstellen. Mir blieb nichts anderes übrig als da durch. Meinen Abstecher zum Leuchtturm Strathy Point fiel also buchstäblich ins Wasser.







Kurz nach der Ortschaft Melvich und der Abzweigung der Straße 897 geschah dann das Unglück. Durch die regenverhangene Brille, das Visier des Helmes konnte ich nicht benutzen, da es ständig beschlagen war, sah ich einen mir entgegenkommenden Transporter. Hinter mir fuhr ein PKW. Um die Passage der beiden Fahrzeuge nicht zu behindern fuhr ich so weit links wie möglich. Dabei übersah ich den cirka 10 Cm hohen Übergang zum Bankett und landete im Schotter neben der Straße. Allerdings waren die Schottersteine faustgroß, wie die Unterlage von Bahngleisen. Ich hatte keine Chance aus diesem Dilemma wieder auf die Straße zu kommen. Am Ende des Schotters sah ich durch die verhangene Brille grüne Farbe. Eine Wiese, dachte ich, auf der ich dann wenigstens zum Stillstand kommen konnte. Allerdings kam ich zum Stillstand. Leider etwas abrupt, denn der grüne Fleck erwies sich nicht als Wiese, sondern als Straßengraben. Da steckte nun mein Silberengel bis auf Sitzhöhe. Der PAv lag verdreht dahinter und mir wurde schlagartig klar, dass die Reise auf der Vespa hier um 13:15 Uhr endete. Die Personen aus den Fahrzeugen eilten mir sofort zur Hilfe, aber Gott sei Dank hatte ich mir nur das rechte Knie geprellt. 

Das Ehepaar aus dem PKW nahm mich dann patschnass in Ihrem Auto mit nach Reay zu einer Garage für Land Rover. Mit dem Sohn des Besitzers fuhr ich dann zurück zur Unfallstelle. Wir bauten den PAv ab und verluden ihn in den Abschlepper. Auch meine Vespa zogen wir aus dem Graben auf die Straße zurück. Sie sprang einwandfrei an und so vereinbarten wir, dass ich mit der Vespa zurück zur Garage fahre. Dabei stellte ich fest, dass das Fahrverhalten nicht so ganz in Ordnung war. Zurück in der Garage konnte ich mich dann endlich um die versicherungstechnischen Fragen kümmern. Ein paar Telefonate mit meinem Schutzbriefservice bei der HUK-Coburg Versicherung machten das weitere Vorgehen klar.

Mein Silberengel verblieb in der Werkstatt und wurde dort abgeholt und nach Deutschland zu meiner Werkstatt transportiert. Ich selber fuhr mit dem Taxi nach Thurso, weiter mit dem Bus nach Inverness, da sich dort eine größere Klinik befindet als in Thurso, und außerdem besitzt Inverness einen Flughafen. Sofort nach meiner Ankunft suchte ich eine Unterkunft, was um 21:30 Uhr nicht so ganz einfach war. Im dritten B&B war dann endlich ein Zimmer frei und ich konnte noch in die Stadt um etwas zum Essen zu finden. Schließlich war das Frühstück meine letzte Mahlzeit. Trotz Küchenschluß um 22:00 Uhr in den Lokalen fand ich ein Indisches Restaurant in der Bridge Street, wo der Chef, aufgrund meiner Erzählung,  den Koch wieder in die Küche schickte um mir noch ein Essen zu bereiten. Gesättigt und mit ein paar Bierchen im Magen freute ich mich dann völlig geschafft  auf mein Bett.

179 nasse, nicht nur feuchte Km bis zum Ende bei Km-Stand 40980

Dienstag, 26. Juni 2012

26.06.12 Durchschlafen/Resüme, Braodford - Unapool

Adagio:

Nachdem ich meinen Rückweg außerplanmäßig nun doch einen Tag schneller über die Bühne gebracht habe und erst morgen wieder arbeiten muss, verbringe ich den Tag mit dem Nötigsten. Dazu gehören: Waschen und Ausschlafen und Ihr werdet mich für verrückt halten; ich drehe, als das Wetter aufklart, noch eine im Verhältnis zu den vorangegangenen Tagen, kleine Runde mit meiner Kawasaki W, die die letzten 3,5 Wochen von mir vernachlässigt werden musste ;-)
Hart ist der Aufschlag in der Realität und dem Alltag, nachdem man eine solche Tour mit so vielen Eindrücken, Menschen und Ereignissen hinter sich gebracht hat. Von meiner Seite hätte es noch Wochenlang so weitergehen können. So bleibt mir als Erinnerung nun dieser Bericht, neu gewonnene Freunde, ein schönes blaues Rugby Shirt mit Schottlandwappen, ein neues Schottland Cap und Scotti der Bär, der nun mit seinem Freundschaftspin Bayern/Schottland auf der Kante meiner Couch sitzen darf.
Die Erinnerungen an eine wunderschöne Reise lassen mich schon wieder Pläne einer Wiederholung schmieden  - wenn so etwas überhaupt möglich ist - bzw. einer Fortsetzung einer Schottlandrunde, die aus Zeitmangel noch nicht vollendet ist.
Und so werden diese Zeilen sicher nicht die letzten sein und die Geschichte "Großbritannien" wird eine Fortsetzung finden, wenn alles gut geht schon im nächsten Jahr.



Peter:

KM 40449 Dienstag 26.06.2012 08:30 Uhr Broadford - Unapool


Wolkenverhangen empfing mich der nächste Morgen. Das konnte ja heiter werden bei der längsten Etappe in Schottland. Die Morgentoilette fiel auch etwas kürzer aus, da sich das Bad in meinem B&B als nicht gerade sehr hygienisch herausrausgestellt hatte. Dafür war das Frühstück mehr als ordentlich. Sogar mit Haggis, welches ich bisher in noch keinem B&B bekommen hatte. Nach kurzem Abschied und mit den besten Wünschen begleitet machte ich mich auf den Weg. 



Bald überquerte ich die 1995 erbaute Skye-Bridge und nach wenigen Minuten mein erstes Tagesziel, das Eilean Donan Castle. Um diese Zeit standen noch keine Touristenbusse auf dem riesigen Parkplatz von einem der meistfotografiertesten Castles in Schottland. Schließlich wurden hier unter Anderem Szenen aus Highlander, Braveheart, Rob Roy und besonders der James Bond Film, die Welt ist nicht genug, gedreht. Auch die angeblich sehr interessanten Führungen hatten noch nicht begonnen, aber das war ja sowiso nicht meine Absicht. Allerdings musste der obligatorische Fototermin sein.



Nach kurzem Stop bog ich dann bei Auchtertyre auf die A 890 und folgte dieser am Loch Carron entlang bis zur Abzweigung auf die A 896. Mein nächstes Ziel war der Applecross Pass, die höchste Passerhebung in Schottland. In der Ortschaft Lochcarron zweigt die Straße nach Westen ab, vorbei am Loch Kishorn, weg von der A 896 weiter nach Westen den Pass zustrebend. Beeindruckend ist der Blick auf die Felswände an denen man vorbei fährt, vergleichbar mit unseren Alpen. Bei Steigungen bis zu 20 Grad auf dieser Singleroad tat sich mein Silberengel schon hart. Schließlich schaffte ich es doch auf die Höhe des Bealach na Bah ( Pass of the Cattle )  mit 637 Metern.
 





Das Ganze geht natürlich von Meereshöhe aus. Die Aussicht in Richtung Rassay und Skye entschädigte mehr als genug die beschwerliche Auffahrt. Inzwischen lugte auch der blaue Himmel zwischen den dichten Wolken durch und es blieb zu meiner Freude trocken.

  
Die Abfahrt von der Höhe war nicht so spektakulär wie die Auffahrt. Es lohnt sich auf Alle Fälle die Passfahrt in westlicher Richtung.
 







Von der Ortschaft Applecross am Inner Sound führte die Singleroad weiter über Kalnakill, Fearnmore, am Ufer des Loch Torridon entlang, bis sie dann bei  Shieldaig wieder auf die A 896 stieß. Zweispurig begleitete mich  die Straße weiter bis Torridon, wo sie durch das Glen Torridon vorbei am Beinn Eighe bis Kinlochewe wieder nur einspurig befahrbar war. Dieses Spielchen, der Wechsel zwischen Ein- und Zweispurig, wiederholte sich dann ständig auf der Weiterfahrt durch die Küsternregion der Highlands.






 




Je nördlicher ich kam, desto karger wurde auch die Vegetation. Kleingewachsene Nadelhölzer wurden immer weniger, Moose und Flechten immer mehr. Auch die üppigen, bis baumgoßen  Rhododendronhaine lösten sich langsam auf. Über Berg und Tal, entlang den Ufern der Lochs, fuhr ich dann über Gairloch, Tournaigh, Laide und Dundonell bis ich dann nach 71 Meilen auf die Hauptstraße Richtung Ullapool abbog.




Der kleine Küstenort Ullapool am Loch Broom ist der Hafen für die Fähre auf die Hauptinsel der Äußeren Hebriden Lewis. Viele Yachten und Fischerboote legen hier im größten Ort der nordwestlichen  Highlandküste an. Der Maler und Graphiker  Oskar Kokoschka hielt sich hier in vielen Sommermonaten während des 2. Weltkrieges auf. Von hier strahlt auch der angeblich kleinste Radiosender Großbritanniens seine Programme aus.
 

Die weitere Fahrt durch immer karger werdendes Land, vorbei an wunderbaren Buchten, brachte mich dann an das Loch Assynt. Es ist ein typischer See, der in der Eiszeit entstanden ist. 10 Kilometer lang und nur bis zu 1 Kilometer breit, dafür zirka 128 Meter tief. Am Nordufer auf einer kleinen Halbinsel befindet sich die Ruine von Ardvreck Castle vom Clan MacLeod of Assynt. Wie an allen historischen Stätten informieren auch hier wieder Hinweisschilder über die Historie. 

Nach wenigen Meilen erreichte ich dann gegen 18:30 Uhr mein heutiges Etappenziel Unapool bei Kylesku am Loch Glencoul. Bei einer sehr netten, älteren Dame bekam ich ein wunderbares und günstiges Zimmer. Zwischen Nippes, Rüschen und Spitzen kam ich mir vor wie in einer großen Puppenstube. Ein reichhaltiges Essen und gutes Bier servierte man mir dann im Kylesku Hotel. Den Tagesabschlusswhisky musste ich aber leider wieder alleine trinken.

352 regenfreie Kilometer in 10 Stunden

Montag, 25. Juni 2012

25.06.12 Mallaigh - Broadford

Peter
KM 40136 Montag 25.06.2012 08:00 Uhr Mallaigh – Broadford (Skye)

Es schien wieder ein trüber, regnerischer Tag zu werden. Heute stand die Runde auf der Isle of Skye an. Mit der ersten Fähre ging es von Mallaigh über den Sound of Sleat nach Ardvasar. Hier ist auch heute der Stammsitz des Clan MacDonald, einem der größten Schottischen Clans weltweit mit circa 8 Millionen Mitgliedern.  Der heutige Clan-Chief Godfrey James Macdonald of Macdonald betreibt mit seiner Frau hier ein sehr exklusives kleines Hotel. Natürlich darf ein Informationszentrum nicht fehlen. Auch hier empfiehlt sich ein Besuch.
Weiter ging es an der Südküste der Halbinsel Sleat entlang nach Broadford, dem zweitgrößten Ort auf Skye. Die Red Cuillins auch Red Hills genannt empfingen mich mit einer Nebelhaube. Trotzdem war es ein gewaltiger Anblick daran vorbei zu fahren. Links die Berge, rechts der Inner Sound, eine tolle Strecke. Bald erreichte ich auch die größte Stadt der Insel, Portree.  Von den Höhen aus hat man wunderbare Ausblicke auf den in einer geschützten Bucht liegenden Hafen mit seinen malerischen bunten Häusern. Hier gibt es auch ein kleines Museum in dem unter anderem auch ein paar Goldene Schallplatten der Schottischen Band Runrig, die hier von der Insel stammt, ausgestellt sind. Sehr beliebt sind auch die Bootsfahrten zur Beobachtung der Weißkopfseeadler, die man von hier aus unternehmen kann.
Die nächste Attraktion, der „Old Man of Storr“, eine cirka 50 Meter hohe Felsnadel, war natürlich auch wieder in Nebel gehüllt. Er ist trotzdem nicht zu übersehen, da die Straße direkt daran vorbeiführt. Der Storr ist ein  sehr beliebtes Wandergebiet und gehört zur Nordöstlichen  Halbinsel Totternish. Nur wenige Meilen nördlich ist ein weiteres Highlight der Insel zu bestaunen.

Die Steilklippen bei Staffin sind so geformt, dass sie aussehen wie die Falten eines Kilts. Daher wurde ihnen auch der Name „Kilt Rock“ gegeben. Bei hohem Niederschlag fällt auch ein Wasserfall nahe des Aussichtspunktes direkt ins Meer. Leider war an diesem Tag scheinbar der Regen ausgeblieben. Ab Staffin führt dann eine Singleroad weiter um die Nordspitze der Halbinsel bis Uig, dem Fährhafen zu den Äußeren Hebriden. Von hier stammt auch der ehemalige Frontman der Gruppe Runrig, Donnie Munro. Duntulm Castle bei Kilmaluag war im 16. Jahrhundert der Stammsitz des Clan MacDonald. Die Jahre davor gehörte die alte Wikinger-Festung dem Clan MacLeod. Nur noch die Steine der Ruine lassen das Ausmaß des ehemaligen Schlosses erahnen. Der herrliche Blick nach Harris und Lewis bleibt aber erhalten.
Von den Wikingern und Norwegern, die einst hier auf der Insel siedelten, blieben auch noch einige Ortsnamen wie Bernisdale oder Osdale bis heute erhalten.
Auf der Nordwestlichen Halbinsel Duirinish liegt auch seit dem 13. Jahrhundert der Stammsitz des Clan MacLeod  Dunvegan Castle inmitten eines riesigen Parks und wird seit 8 Jahrhunderten  immer noch von den Clan-Chiefs bewohnt. Damit ist Dunvegan Castle das älteste durchgehend bewohnte Schloss in Schottland. Der Stammvater war ein Sohn eines Norwegischen Königs. Auf alle Fälle sollte man sich Zeit zu einer Besichtigung nehmen. Eine der Besonderheiten ist die Fairy Flag. Sie ist ein Teil der Kriegsflagge der MacLeods und soll schon aus Norwegen mitgebracht worden sein. Der Stoff stammt angeblich aus dem 4. Jahrhundert aus dem Nahen Osten. Die Flagge soll schon zweimal den Clan vor dem Untergang bewahrt haben und dies noch ein drittes Mal tun können, da sie von einer Fee stammen soll. Nettes Geschichtchen, man muss nur dran glauben. Trotz Fotografierverbot gelingt halt immer ein kleiner Schuss.  

Schön langsam kam auch die Sonne durch so dass die Weiterfahrt noch mehr Spaß machte. Eindrucksvolle Landschaften, wunderbare Blicke auf das Meer, die Hügel und Berge wechselten sich ab.

Bei Drynoch bog ich dann ab auf die Halbinsel Minginish Richtung Talisker. Am Ortsende von Carbost befindet sich die einzige Single-Malt-Brennerei  auf Skye. Für eine Führung war ich leider schon zu spät dran, aber ein freundlicher Mitarbeiter ließ mich noch schnell ein paar Fotos machen. Auch der Shop hatte noch geöffnet, so dass ich mich ein wenig über die Whiskys informieren konnte. Die Destillerie wurde im Jahr 1962 nach einem Brand wieder vollständig und originalgetreu aufgebaut und produziert einen ausgezeichneten Single-Malt, der auch für den Blendet-Whisky von Johnny Walker und den bekannten Whiskylikör Drambuie verwendet wird. Einen wunderbaren Blick hat man direkt vor der Brennerei über das Ende von Loch Harport zu den Cuillins.

Den schönsten Blick auf die Black Cuillins, den höchsten Bergen auf Skye, soll man angeblich von Elgol aus haben. Das musste ich natürlich sehen. Auf dem Weg wieder  Aussichten und Landschaften satt. Ein Feuerwerk für die Augen.


Dann endlich nach einer abenteuerlichen Fahrt über eine steile und kurvenreiche Singleroad das Ufer am Loch Scavaig im Hafen von Elgol. Ein bisschen seltsam hatten die Menschen hier schon über mein Gefährt geschaut und den Kopf geschüttelt. Der Blick auf die Black Cuillins, mit der höchsten Spitze dem Sgurr Alasdair (993m), vom Süden aus war tatsächlich sehr beeindruckend. Obwohl es durch die tiefstehende Sonne nicht das erhoffte Licht gab, war es ein tolles Erlebnis das sich auf alle Fälle gelohnt hat. Auf der Rückfahrt Sah ich mir auch noch das ehemalige Wohnhaus von Ian Anderson, dem Frontmann von Jethro Tull, in Kilmarie an. Er betrieb hier bis in die späten 90iger Jahre mehrere Lachsfarmen bevor er seinen Besitz aufgab, da ihm die Fans buchstäblich die Türe einrannten.
Auf der Rückfahrt Richtung Broadford hatte ich dann noch eine sehr nette Begegnung mit Galloway Rindern, die sich ungestört auf der Straße tummelten. Da half kein Gas geben oder hupen, sie ließen sich nicht stören. Als musste ich nahe an den Hörnern zwischen ihnen hindurch fahren. Gott sei Dank sind diese Kühe sehr friedlich und genügsam und lassen sich sogar streicheln. Auch wieder ein tolles Erlebnis.
Dann am Wegrand bei Torrin die Ruine einer Kirche mit Friedhof. Die einzigen Nutzer waren ein paar Schafe.
Gegen 20:30 Uhr erreichte ich dann wieder Brodford, wo ich in einem speziell für Biker ausgeschilderten B&B um ein Zimmer anfragte. Nach eingehender Begutachtung meiner Vespa fand ich scheinbar Anerkennung und ich durfte sogar meinen Silberengel in der Garage unterstellen die extra frei gemacht wurde.  Noch einen besonderen Service ließ mir der Besitzer angedeihen. Er fuhr mich mit dem Auto in den Ort damit ich mich noch in einem Restaurant stärken konnte. Es gab eine Spezialität des Hauses. Hähnchenbrust mit Haggis gefüllt, dazu Tatties (Kartoffelbrei) und ein gutes Bier. So gestärkt trat ich dann meinen zwei Meilen langen Fußweg zurück zur Unterkunft an. Dadurch erlebte ich auch noch einen wunderbaren Sonnenuntergang. 



313 erlebnisreiche KM in 12:30 Stunden

Sonntag, 24. Juni 2012

24.06.12 Furnace - Mallaigh

Peter
Km 39943: Sonntag 24.06.2012 09:00 Furnace – Mallaigh

Aufbruch bei  trüben Wetter zurück nach Inveraray. Schließlich gab es hier ein Museumsgefängnis mit Gerichtssaal zu besichtigen. Das sehr lebendig gestaltete Museum zeigt nicht nur eine im Original-Gerichtssaal mit Puppen und Ton nachgestellte Verhandlung, sondern auch die Lebensbedingungen ab 1820 in den beiden Zellengebäuden. Hier lohnt sich auf alle Fälle ein Stop.
Nach einem kurzen Fotohalt am Inveraray Castle, dem Stammsitz des Duke of Argyll, einem Zweig des Clan Campbell und immer noch in Privatbesitz,  ging es dann weiter in Richtung Mallaigh. Für eine Besichtigung war leider mein Zeitplan nicht eingerichtet. Auch die Sonne kam jetzt manchmal zwischen den Regenwolken zum Vorschein. Regen wechselte sich ständig mit Sonnenschein auf der Weiterfahrt ab. Dazu kam noch, dass meine Wespe zu mucken anfing. Während der Fahrt ging sie einfach aus. War da nicht ein ähnliches Problem bei Ines? Also der erste Blick in Richtung Zündkerze. Hatte sich doch tatsächlich der Zündkerzenstecker gelockert. Gott sei Dank nichts Schlimmeres. Allerdings lockerte der sich ständig wieder bei der Weiterfahrt. Da half auch kein Klebeband zur Sicherung. Mal hielt er nur fünf Meilen, mal 20 – 30, egal wie ich ihn draufsteckte. Die Hauptsache war aber, dass ich vorwärts kam.
Kilchurn Castle am Nordende von Loch Awe war im 15. Jahrhundert vom Clan Campbell als fünf stöckiger Wohnturm erbaut und schon 1760 nach einer Zerstörung durch einen Blitzschlag aufgegeben. Heute kann man die Ruine, die auf einer mit einem Boot erreichbaren Halbinsel liegt, besichtigen. Sie steht unter der Verwaltung von Historic Scotland.  
Eine sehr schöne Strecke führt über eine Nebenstraße durch das Glen Orchy entlang des gleichnamigen River. Sehr beliebt ist dieser Fluss bei Anglern. Hier kann man Lachse und Forellen fangen. Ebenso werden hier bei genügendem Wasserstand Raftingtouren veranstaltet. Herrlich sind auch die vielen Wasserfälle, die den Flusslauf immer wieder unterbrechen.
Bei Bridge of Orchy kam ich dann auf die A82, vorbei am Loch Tulla, in Richtung Glen Coe, dem Eingang zu den eigentlichen Schottischen Highlands. Auf einem großen Parkplatz wurde ich von einem Piper empfangen, der in den Sommermonaten hier für die Touristen gegen eine kleine Spende spielt. Diese Dudelsackspieler findet man öfter an den großen Zufahrtstrassen nicht nur zu den Highlands, sondern auch an den Schottischen Grenzen zu England. Dann weis man gleich wo man ist.
Die schönste Fahrt durch das Clen Coe ist von Osten nach Westen. Gleich am Eingang wird man vom Meall a Bhuiridh (1108m) begrüßt, einem eindrucksvollen alleinstehenden Bergkegel.
Bekannt wurde das Tal durch das Massaker von Glen Coe 1692. Wilhelm der III. von England begnadete alle Highland-Clans die gegen ihn gekämpft hatten wenn sie einen Treueeid vor einem Richter ablegten. Wer sich weigerte dem drohte die Todesstrafe. Da der Clan MacDonald of Glencoe den Eid angeblich zu spät ableistete wurden 38 Mitglieder des Clans, mithilfe durch einen Verrat des Clan Campbell, getötet. Die Geschehnisse werden auf Wikipedia sehr gut beschrieben.
Das Glen Coe ist durch seine Schönheit ein sehr beliebtes Ski- und Wandergebiet. Auch viele Filmszenen, z.B. Highlander, Braveheart und Harry Potter, wurden hier gedreht.
Leider waren die Gipfel der Berge zum größten Teil in Wolken gehüllt, aber wenigstens regnete es nicht. Am anderen Ausgang des Tales liegt die Ortschaft Glencoe, in dessen Nähe sich auch das sehr interessante Besucherzentrum befindet, das einen Besuch wert ist. 
Bei Inchree setzte ich dann mit einer Fähre am Loch Linnhe über nach Corran. Ich wählte diese Singleroad, da sie landschaftlich schöner war und außerdem nicht so stark befahren wie die gegenüber- liegende A82. Immer am Loch Linnhe und Loch Eil entlang kam ich dann nach 21 Meilen bei Drumsallie auf die A830. Nach ein paar weiteren Meilen erreichte ich dann Glenfinnan am Nordufer des Loch Shiel.
Hier sammelten sich 1745 Mitglieder der Clans MacDonald, Macdonnel und Cameron um Prinz Charles Edward Stuart (Bonnie Prinz Charlie), der von Frankreich kam, dieser hisste auf einem nahen Hügel seine Standarte und beanspruchte den Schottischen und Englischen Thron. Dies war der Beginn der Rebellion (2. Jakobitenaufstand), die in der Schlacht bei Culloden 1746 niedergeschlagen wurde. Auf dem 1815 errichteten Monument steht ein Highlander im Kilt zur Erinnerung an dieses Ereignis. Am 19. August jeden Jahres feiern hier die Jakobiten zum Gedenken. Unweit des Denkmals befindet sich das Glenfinnan-Eisenbahn-Viadukt. das das Glen Finnan mit 380 Metern und 21 Pfeilern überwindet. In der heutigen Zeit besonders bekannt durch den Hogwarts-Express aus Harry Potter.

Bei wechselhaften Wetter ging es dann weiter am Loch Eilt und an der Küste am Sound of Arisaig und Sleat zu meinem Etappenziel dem Hafendorf Mallaigh, das ich gegen 19:30 Uhr erreichte. Hier endet auch der bekannte Touristenzug Jacobite Steam Train. Nachdem ich in einem netten Guesthouse eine Unterkunft gefunden hatte sah ich mir in einem Pub bei ein paar wohlverdienten Bierchen das Fußballspiel England gegen Italien an. Anfangs war ich noch der einzige Gast. Erst nach der zweiten Halbzeit gesellten sich noch ein paar Schotten dazu. Für wen die wohl gejubelt haben? 

193 Durchwachsene Km in 10:00 Stunden